Primär progrediente MS – doch mehr Entzündungen als angenommen?

Gesucht wurden Biomarker, die bei Primär Progrediente MS (PPMS) einen Verlauf aufzeigen können. Amerikanische Forscher gingen dieser Frage nach und fanden ein erstaunliches Ergebnis.

 

Als Biomarker bezeichnet man messbare Hinweise auf das Vorliegen oder den Schweregrad einer Erkrankung. Idealerweise sollte solch ein Biomarker direkt im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel der Rückenmarksflüssigkeit (auch Liquor oder Cerebrospinal fluid [CSF] genannt) messbar sein und den Verlauf einer Erkrankung möglichst exakt widerspiegeln. Ein solcher Marker konnte für die Multiple Sklerose bisher noch nicht gefunden werden.

Diverse Ansätze gibt es. Unter anderem berichteten wir z.B. hier: Harnsäure und Verlauf der Multiplen Sklerose – gibt es einen Zusammenhang?

Ein guter Marker für Entzündungen im schubförmigen Verlauf der MS, ist der Nachweis aktiver Läsionen mit Hilfe von Magnetresonanztomographie(MRT). Die Methode ist aufwendiger als ein Bluttest, derzeit aber die einzig verfügbare. Aus diesem Grund suchen Forscher weltweit nach direkt und einfacher messbaren Biomarkern für Entzündungen im zentralenNervensystem. Bei progredienten Verläufen (PPMS, SPMS) sind Läsionen allerdings spärlicher gesät, so dass dieser Marker für eine Verlaufsverfolgung weniger geeignet ist. Die Identifikation geeigneter Biomarker ist unter anderem auch ein Ziel der internationalen InitiativeProgressive MS Alliance zur Erforschung der progredienten MS, in der sich auch die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. engagiert.

Ein Forscherteam aus den USA veröffentlichte z.B. eine Arbeit zur Identifikation möglicher Biomarker in der CSF von MS-Erkrankten.

Den Abstract des Originalartikels finden Sie hier.

Das Team verglich die Mengen von aktivierten Immunzellen (B- und T-Zellen) in der CSF und die von ihnen abgegebenen spezifischen Biomarker bei den unterschiedlichen MS-Verläufen. Überraschenderweise wurde dabei allerdings festgestellt, dass Patienten in den Untergruppen mit progredienten MS-Verläufen bei vielen Biomarkern, die auf eine Entzündung hinweisen, ähnliche Konzentrationen in der CSF hatten wie Patienten mitschubförmiger MS.

Biomarker könnten die Diagnose und die Behandlung verbessern 

Dieses Ergebnis widerspricht der bisherigen Annahme, dass Entzündungsvorgänge bei den progredienten MS-Formen keine Rolle mehr spielen, bedarf allerdings weiterer Untersuchungen. Eine Bestätigung von Biomarkern, die in der CSF Entzündungen anzeigen können, könnte sowohl die Diagnose als auch die Behandlung der MS verbessern und darüber hinaus in klinischen Tests Auskunft über die Wirksamkeit von Medikamenten geben.

 

Quelle: www.nationalmssociety.org - last updated 30. Juli 2015
Redaktion: DMSG Bundesverband e.V. - 10. August 2015